Arbeitgeberbewertungsportale: Pro & Contra

Der Einsatz von Social Media im privaten Umfeld, aber auch im Unternehmen wird immer normaler. Das zeigen nicht nur facebook oder LinkedIn, sondern auch die Bewertungsportale. Neben den bekannten Bewertungsangeboten für Hotels oder Ärzte gewinnen auch neue Services in anderen Branchen an Bedeutung. Bewertungsportale für Arbeitgeber zählen dazu. Sind solche Angebote hauptsächlich ein Problem – oder? Einerseits können sie der Darstellung von persönlichen Arbeitserfahrungen der Mitarbeiter dienen. Andererseits erhalten Unternehmen auch die Möglichkeit, die Sorgen und Probleme Ihrer Mitarbeiter zu verstehen und gleichzeitig Reputationsmanagement in eigener Sache und den Aufbau einer Arbeitgebermarke zu betreiben. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Engpässe bei der Beschaffung von Fach-und Führungskräften bedeutungsvoll.

Zur Bewertung von Arbeitgebern stehen den Nutzern im deutschsprachigen Raum eine Reihe von Portalen zur Verfügung. Um nur einige zu nennen: kununu.com, meinChef.de, bizzwatch.de, arbeitgeberchcheck.at oder meinArbeitgeber.com. Motto dieser Portale ist u.a. „Wir zeigen Ihnen die besten Chefs und Arbeitgeber“ oder „Sie möchten bei den Besten arbeiten“ [3].

Mit über 210.000 Arbeitnehmer-Bewertungen zu 70.000 Unternehmen ist kununu zurzeit die größte und wichtigste Arbeitgeber-Bewertungsplattform im deutschsprachigen Raum [2]. Im Webtraffic- Ranking des Analyse-Portals Alexa nimmt sie den ersten Platz unter den Arbeitgeber-Bewertungsportalen mit mehr als 2 Millionen Seitenaufrufen monatlich ein. Die Alexa-Analyse beschreibt zudem, dass die meisten User das Portal vom Arbeitsplatz aus nutzen, zwischen 25 und 44 Jahren alt und weiblich mit einer Hochschulausbildung sind [4]. Das Ziel dieses Portals, dessen Bedeutung durch die oben genannten Zahlen hervorgehoben wird, ist es, Mitarbeitern zu ermöglichen, über ihre persönlichen Arbeitserfahrungen zu berichten und gleichzeitig den betroffenen Firmen zu gestatten, auf diese authentischen Eindrücke ihrer Mitarbeiter reagieren zu können. Damit wird kununu auch gleichzeitig ein wichtiger Kanal für Unternehmen, Social Media Marketing und den Aufbau der eigenen Arbeitgebermarke (Corporate Brand) zu betreiben sowie auf dem mehr und mehr umkämpften Markt für Fach- und Führungskräfte Fuß zu fassen. Denn einer individuelle Bewerbung geht häufig eine Prüfung des zukünftigen Arbeitgebers über kununu voraus.

Bei kununu werden Themen zu wichtige Eigenschaften eines Arbeitsplatzes besprochen und bewertet: Arbeitsbedingungen, Ausstattung, Aufgaben, Führungspersonal, Gehalt, Klima bis hin zu Aufstiegsmöglichkeiten, Benefits, flexibler Arbeitszeitgestaltung oder Gleichberechtigung. Dies sind natürlich für potenzielle Bewerber sehr wichtige Informationen, die sich zudem direkt auf die Reputation des jeweiligen Unternehmens auswirken.

Zum Lesen der Bewertungen ist keine Registrierung notwendig. Aber für das Einstellen einer Bewertung erwartet das Portal eine Registrierung, auch um Missbrauch abzuwenden. Dadurch soll z.B. verhindert werden, dass Mitbewerber und Konkurrenzunternehmen durch Bewertungskommentare schlecht gemacht werden. Umgekehrt verhindert die Registrierung auch, dass sich Arbeitgeber selbst gute Bewertungen ausstellen und damit die Ergebnisse verfälschen. Die kostenlose Registrierung erfolgt unter Angabe eines Passwortes und einer gültigen E-Mail Adresse. Danach wird eine Bestätigungsmail übermittelt, die Registrierungsdaten und einen Link zum Aktivieren beinhaltet. Trotz Registrierung bleiben sämtliche Bewertungen für den Betrachter anonym und erscheinen nur unter Angabe eines Datums. Diejenigen, die eine Bewertung abgegeben haben, können über das System auch nicht kontaktiert werden.

Für das Schreiben von Bewertungen sind verschiedene Kriterien und zusätzlicher Freitext vorgesehen. Die einfache Navigation zur Eingabe soll hier verkürzt dargestellt werden: Zunächst wird generell zwischen Arbeitgeberbewertungen und Unternehmensprofilen unterschieden. Im Bereich der Bewertungen durch Mitarbeiter gibt es die Auswahl zwischen den Menüpunkten „Job bewerten“, „Bewerbung bewerten“ und „Ausbildung bewerten“. Der Autor beschränkt sich hier auf die Funktion „Job bewerten“. User finden zunächst die Eingabemaske für die Daten des Unternehmens. Ist es bereits im System beschrieben, kann der Nutzer einfach seinen Arbeitgeber auswählen. Im anderen Falle übernimmt er den ersten kurzen Firmeneintrag. Als Unternehmen sollte man aber stets bestrebt sein, die Ersteintragung selbst vorzunehmen. So vermeidet man Fehler bei der Nennung und behält an dieser wichtigen Stelle Einfluss auf das eigene Reputationsmanagement. Für die Arbeitgeberbewertung wird der Nutzer nunmehr durch eine Reihe von Kriterien geleitet, die er mit Werten aus einer Skala von 1-5 bewerten kann. Einige wichtige Merkmale sind: Vorgesetztenverhalten, Arbeitsaufgaben, Arbeitsatmosphäre, Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance, Karriere- /Weiterbildung, Gehalt und Benefits oder Image. Die Eingabe zu jedem Merkmal kann durch Freitext, z.B. in Form von Verbesserungsvorschlägen, ergänzt werden. Zum Abschluss der Bewertung wird nach Jobstatus und Position gefragt. Um die Bewertung freizuschalten, bedarf es einer Bestätigung per Email. Kununu gibt an, dass technische Sicherheitsvorkehrungen dafür sorgen dafür, dass je Email-Adresse nur eine Bewertung je Unternehmen abgegeben werden kann. Beim Vorliegen eines Manipulationsverdachtes erfolge eine manuelle Prüfung der Kommentare. Zudem haben Unternehmen und User die Möglichkeit, fragwürdige Inhalte über kununu zu melden, um eine zusätzliche Prüfung zu veranlassen.

Im Zusammenhang mit Qualitätssicherung weist kununu darauf hin, dass sich die Fragen zur Bewertung am EFQM (European Foundation for Quality)-Modell für eine ganzheitliche Betrachtung von Organisationen orientiert [5]. Darüber hinaus setzt kununu gegenüber dem User folgende wichtige Regeln durch:

1. Die Bewertung von Personen ist nicht erlaubt!

2. Die Veröffentlichung firmeninterner Informationen ist nicht erlaubt!
3. Diskriminierende, beleidigende, rufschädigende, rassistische und vulgäre Aussagen sind nicht erlaubt!

Der Inhalt der Bewertungen lässt für einen Job-Interessenten erste Schlüsse auf die Arbeitszufriedenheit im Zielunternehmen zu. Arbeitnehmer zeigen sich oftmals sowohl von ihren Kollegen, als auch von der in ihren Unternehmen bestehenden Kultur positiv angetan. Für Unzufriedenheit sorgen dagegen öfters Führungskräfte und das direkt damit verbundene Betriebsklima, während Gehalt und Aufstiegschancen häufig als hinlänglich angesehen werden. Den optimalen Umgang mit kritischen Bewertungen werden wir später diskutieren.

Kununu bietet zudem beim Lesen der Bewertungen Unterstützung durch eine Suche nach dem Firmennamen. Die „Suche nach Ort“ ermöglicht die Suche nach Postleitzahl, Stadt und Umkreis. Die „Arbeitgeber Spezialsuche“ bietet zusätzlich die Möglichkeit der Suche nach Arbeitgebern mit bestimmten Wunschbenefits (z.B. Kinderbetreuung, Gleitzeit-Regelungen etc.) [5]. Auch hier zeigt es sich, dass es für Unternehmen wichtig ist, das eigene Unternehmensprofil auf kununu zu pflegen und Mitarbeiter auf der Grundlage der jeweils gültigen Social Media Guidelines proaktiv zu motivieren, Bewertungen einzustellen.

Wie verhält es sich nun mit den Unternehmenspräsentation? Kununu unterscheidet zwischen dem Firmeneintrag und dem professionellen, aber kostenpflichtigen, Unternehmensprofil. Der Firmeneitrag entsteht, wie oben beschrieben, im Zusammenhang mit der ersten Bewertung. Das Unternehmensprofil dagegen ermöglicht in Abgrenzung zum Firmeneintrag eine detaillierte Präsentation und Beschreibung durch Funktionen wie z.B. „Attraktives Arbeitgeberprofil“ oder „Video hochladen“, „Jobs anbieten“ und „Fotogalerie“. Das Unternehmensprofil wird beim Aufruf einer Bewertung zusätzlich gezeigt und ergänzt bzw. korrigiert den Firmeneintrag. Es ist zudem für die Darstellung einer speziellen Arbeitgebermarke oder für das Reputationsmanagement hervorragend geeignet. Hingewiesen sei auch auf Möglichkeiten der Optimierung der Unternehmensseite nach wichtigen Suchbegriffen, damit man bei der gewünschten Eingabe auch gefunden wird.

Der Preis für das Unternehmensprofil beträgt für ein Jahr etwa € 2300. Das rechnet sich erst dann, wenn das Unternehmen häufig Stellen zu vergeben haben. Es können auch Stellenanzeigen geschaltet werden, wobei sich der Preis dann verdoppelt. Das Schalten von Werbung ist hier nur für größere Unternehmen sinnvoll.

Kununu ist zusätzlich in XING integriert [1]. In den Unternehmensprofilen „PLUS“ und „STANDARD“ können XING-Mitglieder Arbeitgeber-Bewertungen aufrufen, die auf kununu von aktuellen und ehemaligen Firmenangehörigen sowie Bewerbern abgegeben wurden.

Das Portal stellt letztlich ein Ranking zur Verfügung und zeichnet solche Unternehmen mit dem „Top-Company“-Logo aus, die einen bestimmten Schnitt an Bewertungspunkten erreichen haben und liefert damit Interessenten eine Vergleichsmöglichkeit auf der Suche nach Arbeitgebern.

Unternehmen beobachten die Praxis, dass sie unkontrolliert kritisch bewertet werden, mit durchaus berechtigter Sorge. Wir unterscheiden zwischen sachlicher, hilfreicher und schmähender Kritik. Beim Auftreten beider Kritikformen ist immer zuerst Gelassenheit gefordert! Das sachliche Eingehen auf eine Kritik sollte immer die erste Reaktion sein. Der Mitarbeiter liefert doch eigentlich einen Verbesserungsvorschlag! Daher kann die Reaktion des Unternehmens zugleich auch eine wirksame Maßnahme sein, um in der Öffentlichkeit das authentische Bild des „Vertrauenswürdigen und offen Unternehmens“ zu erzeugen. Mitunter ist die Wortwahl der bewertenden Mitarbeiter oder Bewerber aufgrund von deren eigener Unsicherheit unbeholfen oder sogar provokativ. Dies ist kein wirkliches Problem: Danken Sie Ihrem kritischen Mitarbeiter für die Vorlage! Sie können nun sachlich und ruhig mit Reputationsgewinn darauf antworten. Zudem kann man sich langfristig gegen provokante Kritik wappnen, indem man zeitig ein kleines Unterstützernetzwerk nachhaltig aufbaut, welches mit sachlich-positiven Bewertungen oder Kommentaren eine einzelne unsachliche Kritik als unwichtig und untergeordnet erscheinen lässt! Besonders wirksam: Laden Sie doch Ihre Mitarbeiter zu kukunu- Bewertungen ein, indem die Sie, natürlich unabhängig vom Inhalt, Anreize schaffen.

Juristisch fallen die Bewertungsinhalte unter die Freiheit der Meinungsäußerung. Es sei denn es handelt sich um Schmähkritik. Die ist verboten. Dem trägt kununu mit den weiter oben genannten Regeln Rechnung. Sollte dennoch Schmähkritik festgestellt werden, könnte kununu der Ansprechpartner sein. Vor jeder weiterführenden juristischen Initiative sollte man allerdings den möglichen Imageschaden wohl bedenken.

Fazit

Kununu ist die eine wichtige Bewertungsplattform für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wenn Unternehmen auch in Zukunft ihre Mitarbeiter begeistern und neue Fach- und Führungskräfte gewinnen möchten, sollten sie die interessanten Möglichkeiten von solchen Bewertungsportalen nutzen. Kununu sollte daher zuerst als eine Chance aufgefasst werden, die für beide Seiten interessante Funktionen bietet [5]:

Für Arbeitnehmer:
• Vergleich und Auswahl potenzieller Arbeitgeber,
• Orientierung auf dem Arbeitgebermarkt,
• Lob, Verbesserungsvorschlag und Kritik bezüglich der eigenen Arbeitgeber;
Für Unternehmen:
• Feedback-Kanal und zusätzliche Informationsquelle, um über die Stimmung im Unternehmen Bescheid zu wissen,
• Quelle für Verbesserungsvorschläge,
• Errichtung eines Unternehmensprofils mit vielfältige Möglichkeiten zur Steigerung der Bekanntheit und zielgerichteter Bewerberansprache.

Quellen

[1] o.V.: XING integriert kununu Arbeitgeberbewertungen, http://blog.kununu.com/2011/02/xing-integriert-kununu-arbeitgeberbewertungen/, am 28.10.12

[2] o.V.: kununu Bewertung: Reagieren oder ignorieren?, http://blog.kununu.com/2012/07/maulkorb-fur-die-mitarbeiter-keine-chance-bei-kununu-zahlt-deine-meinung/ , am 28.10.12

[3] o.V.: meinChef.de – die besten Jobs und Arbeitgeber, http://www.meinchef.de , am 28.10.12

[4] o.V.: Alexa – Statistics Summary for kununu.com, http://www.alexa.com/siteinfo/kununu.com# , am 28.10.12

[5] o.V.: kununu Frequently Asked Questions (FAQ), http://www.kununu.com/info/faq , am 29.10.12

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