Guttenplag: Fluch oder Segen bei der Wahrheitsfindung

Das Wiki „Guttenplag“ lädt jeden User dazu ein an der Dokumentation der möglichen Plagiate, im Falle der Dissertation Guttenbergs mitzuwirken. Bei dem GuttenPlag Wiki handelt es sich – wie bei Wikipedia auch – um eine kollaborative Web 2.0 Plattform. Dem Prinzip eines Wikis folgend, ist auch hier jeder dazu eingeladen sich zu beteiligen und konstruktiv mitzuwirken.

Der Anspruch von GuttenPlag ist dabei rein wissenschaftlicher Natur. Laut eigenem Disclaimer möchte die Plattform klarstellen, dass die Zielsetzung  Ihrer „Aktion“ weder politische, noch persönliche Motive beinhaltet – sondern einzig dazu dienen soll, die „wissenschaftliche Integrität eines Doktortitels in Deutschland zu sichern.“

Unbestritten bildet „Guttenplag“ eine Plattform, die es ermöglicht, viele User zusammenzubringen und einen mehr oder weniger zentralen Anlaufpunkt zur Konzentration relevanter Informationen und Fakten zum genannten Thema bereitzustellen. Wenn wir nun selbst einmal schauen wollen, ob denn auch wir ein Plagiat in der Dissertation des Herrn zu Guttenberg finden können, stellt sich zuerst die Frage: Woher bekomme ich den Text, auf dessen Grundlage die Suche nach Plagiaten beginnen kann? Natürlich ist ein solches Werk in der Regel auch als E-book, also auf schnellem Wege zu bekommen. Laut ntv.de hat der Berliner Verlag Duncker & Humblot aber die elektronische Version der Dissertation des Ministers aus dem Angebot genommen. Die gedruckte Auflage von rund 400 Exemplaren ist unterdessen ausverkauft. So leicht aber geben wir nicht auf. Die Suche nach plagiatsverdächtigen Textstellen in „Google“ zeigt uns dann endlich erste Ergebnisse.

Es scheint also genügend User zu geben, denen das genannte Werk vollständig oder in Passagen vorliegt, und die fleißig auf Plagiatssuche gehen. Die kollaborative Arbeitsweise im Wiki kann dabei sicherstellen, dass die strittigen Inhalte – hier plagiatsverdächtige Passagen – nicht nur in kürzester Zeit hinterlegt und damit für andere Personen und Überprüfungsmaßnahmen bereitgestellt werden, sondern dass diese auch von allen Redakteuren korrigiert und auch wieder gelöscht werden, wobei jede Änderung haarklein dokumentiert wird.

Ziel ist es dabei eindeutig und objektiv nachvollziehbare Fakten, „korrekte“ Fakten, zu schaffen. Möglicherweise trifft dies nicht auf alle indizierten Vorwürfe zu, bei denen nicht eindeutig geklärt werden kann, ob es sich wirklich um ein Plagiat oder nicht handelt.

Gerade hier wird ein großer Raum für subjektive Meinungen und Mutmaßungen geöffnet. Fraglich bleibt, ob sich eine derartige Plattform – trotz Disclaimer – auch in der Praxis von nicht hehren Motiven freisprechen kann. Dies trifft sicherlich auf Personen, die in der Öffentlichkeit stehen vielmehr zu. Nichtsdestotrotz bleibt es eine äußerst nützliche Grundlage für die bevorstehende Untersuchung der Bayreuther Prüfungskommission. Inwiefern diese wirklich auf die hier geschaffene Grundlage zurückgreift, wird sich zeigen.

Autor: Pia Stelbrink und Jens Schüler (Master-Studenten New Media Management)

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